
Wenn einem Filmprojekt, einem erfolgreichen zumal, ein Theaterstück gleichen Titels und Inhalts folgt, sind Vorschusslorbeeren garantiert und Kartenvorverkäufe größerer Zahl sicher. Das ist selbstredend mitnichten hinlängliches Urteil über die Qualität des Stückes. Am gestrigen 9. Februar jedoch, sah ich mit Freunden im Staatstheater Mainz „Die fetten Jahre sind vorbei“, eine hervorragende Inszenierung, welche mich diesbezüglich nicht enttäuschte. Nach dem gleichnamigen Kinofilm Hans Weingartners aus dem Jahre 2004, folgt dieses von Gunnar Dreߟler bearbeitete Stück, ganz dem subversiven und globalisierungsgegnerischen Tenor und ist damit einsamer, Theater gewordener Vorwurf gegen das neoliberale Geschwätzs von Hahne, Schirrmacher & Co.
Die Feststellung, dass die Güter der Welt nach wie vor ungleich verteilt sind, mag redundant erscheinen, unwichtig ist sie keineswegs. Zudem ist eine echte Revolution in der Beliebigkeit einer postmodernen, säkularisierten Gesellschaft eher schwieriger geworden. Jan und Peter, beide Mitte 20, haben dennoch ihren Weg gefunden, die Welt zu verbessern. Ihre Einbrüche in die Häuser der Reichen und Schönen stellen die bürgerliche Ordnung symbolisch auf den Kopf; zu Schaden kommt dabei niemand und oberste Maxime ist, dass nichts gestohlen wird.
Die Einbrüche gehen so lange reibungslos vonstatten, bis sich Peters Freundin Jule in Jan verliebt und bis die Freunde von einem der Besitzer, einem ehemaligen „68er“€Â, auf frischer Tat ertappt werden. – Jetzt steht plötzlich eine Entscheidung für oder wider die echte, die politische Radikalität an: Knast oder Flucht? Rückkehr in das „Schweinesystem“ oder endgültiges Abkoppeln von der bürgerlichen Existenz?
Die Inszenierung Helmut Küppings verspricht 120 kurzweilige Minuten, quasi eine äuߟerst musikalische wie aufwühlende Show der vier Schauspieler, die offensichtlich in der Manier des epischen Theaters für Verfremdungseffekte sorgen und sich einerseits nicht scheuen in Dialog mit dem Publikum zu treten und das Zuschauerparkett zu bespielen.
Ein wirklich gelungener Theaterabend mit groߟartigen Schauspielern vor einem jungen Publikum.
Weil es gerade so schön passt: „Die neuen Spieߟer„, ein Buch von Christian Rickens, nähert sich durchaus interessant aber weniger wissenschaftlich dem Thema des sog. Neokonservativismus, der uns allenthalben von älteren engagierten Herren propagiert wird. Viele neue Einsichten zum Thema gibt es zwar nicht, dafür aber eine schöne Zusammenfassung die fast schon als Argumentationshilfe für weniger eloquente Personen verstanden werden könnte. Aber mal SpaÃß beiseite: Mit vielen interessanten (aber schlecht belegten) Zahlen wird von Rickens mit den Grundannahmen der angeblichen neuen Konservativen aufgeräumt. Und dabei stellt er richtig fest, dass an den Neokonservativen so gar nichts neu und die Sehnsucht nach den teilweise überholten Ansichten durchaus fatal ist.