Fast unbemerkt hat Jochen Distelmeyer mit seiner Band Blumfeld am 7. April die Single „Tics“€œ aus dem Album „€žVerbotene Früchte“€œ vorab veröffentlicht. Inzwischen Überschlagen sich im Netz die Rezensionen der Platte, die am 28. April allerorten zu erwerben ist. Gemischt, wie sich das bei Musik wohl nicht vermeiden lässt, sind die Reaktionen.
Bereits gestern war in der SZ zu bestaunen wie unreflektiert Oliver Fuchs das Blumfeld-Release ohne ein Fünkchen Empathie und mit wenigen Worten zu verreiߟen weiߟ. Er fragt sich, wie es dazu kommen konnte, dass die Band heute mit „žkümmerlichem Erkenntnisgewinn“€œ über –Stock und Stein durch Feld und Wiese“€œ wandert. Waren sie seiner Meinung nach doch einst die Polit-Pop-Paten.
Weniger oberflächlich und einsilbig hat sich Jan Wigger vom Spiegel der Veröffentlichung angenommen und ist gelinde gesagt begeistert. Er destilliert seine Höreindrücke tatsächlich zu dem Satz: „€žMan möchte keine einzige Sekunde [..] verpassen.“€œ Abgesehen von der Schönheit des besonderen Blumfeld-Songwritings und ganz im Gegensatz zu Fuchs, entdeckt er selbst in dem Naturlyrischen eine politische Dimension. Er sieht den Sänger und Autor Jochen Distelmeyer ohnehin missverstanden und attestiert dem Musikjournalismus als solchem eine Art Intellektuellenfeindlichkeit. Ganz klar, selten ist der Rezensent derartig beeindruckt.

Zu Anfang war auch Klaus Walter verwundert über die Naturlyrik Blumfelds. In der aktuellen „Zeit“ vom 20. April 2006 stellt er fest, dass sich auf €“Verbotene Früchte“ keine offensichtlich-politischen Songs finden, dafür aber „tolle Liedkunst“ einer „linken Band“, welche Natur und Politik in ihren Songs schon länger koexistieren ließen.
Distelmeyer & Co. sind seiner Meinung nach im Namen einer höheren Dialektik unterwegs, zu hoch für die schlichten Antagonismen ihrer Kritiker.
Ich freue mich sehr auf das neue Album von Blumfeld. Die Band war und ist eine Institution in meinem Leben. Mir geht es wie den von Walter genannten „besser gebildeten Westdeutschen“, welche ihr Leben anhand Blumfelds Songs nacherzählen können.