Blumfeld. (K)ein Lied mehr.

Jochen Distelmeyer, Blumfeld

Seit Ihrer Gründung im Mittelpunkt des Popdiskurses, ist die Hamburger Band um Jochen Distelmeyer derzeit auf ihrer Abschiedstournee. Am gestrigen Abend war ich im eindeutig ausverkauften Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt am Main zu Gast bei Blumfeld. Und es war wirklich schön! Obschon ich Blumfeld quasi von Beginn an sehr schätze handelte es sich am Montagabend (16.04.2007) um mein erstes Blumfeldkonzert.

Zu einer lustigen Zirkusmusik betraten die vier „Matadoren“ Andre Rattay, Lars Precht, Vredeber Albrecht und Jochen Distelmeyer die Bühne um nach einem kurzen Stimmen der Gitarren mit „Drauߟen auf Kaution“ das Konzert mit einem herrlichen Klassiker von „L’etat et moi“ zu beginnen. Zunächst wippt das Publikum zaghaft, steigert sich allerdings bereits bei zweiten Song, nicht zuletzt dank der Animation Distelmeyers zu ekstatischem Mitsingen. Selbstverständlich sind sowohl die coolen Ex-Studi-Typen um die Dreiߟig anwesend. Obwohl auch wesentlich jüngere Fans textsicher dem Kulminationspunkt entgegen singen und gleichermaߟen auf der Empore das Graue Haar wippt.

Es ist ein schönes Konzert. Manche schauen zuweilen melancholisch, vielerorts wird mit dem Rufen von Songtiteln die eigene Unsicherheit kaschiert. „Soll es das wirklich schon gewesen sein?“ lese ich in den betroffenen Gesichtern derer, die im Foyer dem Ende entgegen sehen. Drinnen steigt die Stimmung linear zur Verzweiflung, werden unterdessen Stimmbänder wie Gitarrenseiten auf der Bühne beansprucht. „Man muss auch loslassen können“ ruft der unglaublich gut gelaunte Jochen Distelmeyer in den Saal, „Ihr seid sexy“ und „ihr seid gut“. Ihr auch, denkt die Hälfte des Publikums, der Rest schreit es heraus.

Mit „So lebe ich“ ist das Mainset gespielt und die Band verlässt die Bühne. Allerdings betritt nach tosendem Applaus Jochen Distelmeyer schlieߟlich (eine Zigarette rauchend und in ein frisches weiÃßes Hemd gekleidet) allein die Bühne und singt vor einem quasi berauschtem Publikum „Tausend Tränen tief“. Damit wird die erste Zugabe eingeleitet.

Eintrittskarte zur Abschiedstournee

Definitiver Höhepunkt ist der herbeigesehnte Song „Verstärker“, der in all seinen Facetten ausgespielt und mit Electric guitars und – etwas zögerlicher – Cole Porters wunderbarer Jazz-Ballade Everytime we say goodbye angereichert wird.

Anschließend verabschieden sich Blumfeld in der dritten Zugabe (nach langen Ovationen) mit „April“ und „Die Welt ist schön“ von der Frankfurter Bühne im Mousonturm. – Ein in jeder Hinsicht großartiges Konzert. 140 Minuten Blumfeld in absoluter Höchstform. Ein wunderbarer Abend mit einer Band, die immer einen Platz in meinem Herzen haben wird.

Blumfeld wurde mir übrigens seinerzeit von meinem guten Freund Denis Schmidt nahegelegt, wofür ich ihm sehr dankbar bin und womit er meine ganz persönliche musikalische Revolution entfachte. –
Apropos: Jensor schrieb in der PnG unter dem Titel „Chronik eines angekündigten Todes“ einen fantastischen Artikel zum Ende vom Blumfeld, der unbedingt gelesen werden muss!

www.blumfeldonline.de.vu

Mainset:
Intro; Drauߟen auf Kaution; Mein System kennt keine Grenzen; 2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiߟ; Weil es Liebe ist; Ich -€“ wie es wirklich war; Tics; Der Apfelmann; Wir sind frei; Eintragung ins Nichts; In der Wirklichkeit; Armer Irrer; Der Sturm; Sonntag; Die Diktatur der Angepassten; So lebe ich.
Zugaben #1:
Tausend Tränen tief/Take a bow; Viel zu früh und immer wieder, Liebeslieder; Penismonolog/How soon is now; Zeittotschläger; Graue Wolken; Kommst Du mit in den Alltag
Zugaben #2:
Verstärker/Electric guitars/Everytime we say goodbye
Zugaben #3:
April; Die Welt ist schön

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